Nach Schiller ist der Mensch erst da ganz Mensch, wo er spielt. Danach ist die Kunstfigur James Bond ein Mensch par excellence. Fleming und Filmmacher lassen Bond immer spielen – mit Waffen, Frauen, Bedrohungen – und nicht zuletzt auch ganz real in realen Casinos, die aber nicht immer dort sind, wo sie zu sein vorgeben.
„Bond war schon immer ein Spieler gewesen“, heißt es in Ian Flemings Erstling „Casino Royale“ (1953) und führt gleich eine ausführliche Erklärung an. „Er liebte das Geräusch des Kartenmischens und das ständige Drama der stillen Gestalten an den grünen Tischen. Er mochte den zuverlässigen, eingespielten Komfort der Kartenspielzimmer und Casinos, die gut gepolsterten Armlehnen der Stühle, das Glas Champagner oder Whiskey am Ellenbogen, die unaufdringliche Aufmerksamkeit guter Angestellter.“ Am Spiel liebt der smarte Geheimagent vor allem die Offenheit der Situation eines Spiels, der Kick des Ungewissen. „Es amüsierte ihn, dass die Roulettekugel und die Spielkarten niemanden bevorzugten – und doch immer ihre Lieblinge zu haben schienen.“
Casino als zentraler Handlungsort in Bond-Filmen
Stil, Spannung und Abenteuer verdichten sich für Flemings Bond im Kartenspiel. Chemin de fer als Variante des Bakkarat-Spiel ist James Bonds liebstes Glücksspiel. Sean Connery spielt das Spiel in der berühmtesten Casino-Szene der Bond-Geschichte, der Szene in „James Bond jagt Dr. No“, als er mit Sylvia Trench spielt und sich zum ersten Mal dem Publikum mit seinem Namen vorstellt. Casino-Szenen werden zu zentralen Handlungselementen in Bond-Filmen. Wie Bond in klassischem Smoking ein CSino besucht und dort sein Spielglück sucht, wird zu einem wichtigen Ritual in den Action-Agentenfilmen und zu zentralen Handlungsorten. In „Feuerball“ trifft er in einem Casino zum ersten Mal seinen Widersacher, Emilio Largo, Handlanger des Verbrechersyndikats SPECTRE. Zwei Filme später, in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, lernt in einem Casino Teresa ‚Tracy‘ di Vincenzo kennen, seine künftige Kurzzeit-Ehefrau, die am Ende ins Gras beißen muss – notwendigerweise. Immer trifft er Bond dort seine Widersacher oder zumindest eine örtliche Schönheit. Manchmal wie in Craigs Erstling ist das Casino sogar Zentrum und Titelgeber: „Casino Royale“, Pokern im Namen der britischen Regierung im Kampf gegen den Terror.
Welche Zukunft hat Ehe Bond und Casino? Film und Wirklichkeit
In der Regel befindet sich das Bond-Casino in Wirklichkeit an einem ganz anderen Ort. Das schmucke Casino Royale im gleichnamigen Film liegt etwa nicht in Montenegro, sondern im tschechischen Karlsbad. Andersrum sucht Bond zweimal ein Casino in der chinesische Konklave der Kronkolonie Macao auf – einmal in dem 1974 veröffentlichten Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“ und dann 2002 in Daniel Craigs Jubiläums-Bond „Skyfall“. Immer neu, immer gleich, immer anders.
Auf jeden Fall geht James Bond immer mit der Zeit. Vielleicht geht er bald nicht mehr ins Casino gehen, sondern versucht einfach online sein Spielglück, wie so viele. Auch wenn die Vorstellung schwer fällt, dass Bond plötzlich etwa Rainbow Ryan online mit Echtgeld mit Kollegen oder Widersachern spielt – ausgeschlossen ist so etwas nicht. Denn Casino und Bond gehören zusammen – egal ob off- oder eben online.
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