Trump ein peinlicher Betriebsunfall? Im Gegenteil: Die amerikanische Demokratie wurzelt wesentlich im Populismus und in Antietablishment-Polemik. Das zeigt die Geschichte des siebten US-Präsidenten Andrew Jackson – des Neubegründers der Demokratischen Partei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Er polemisierte mit allen Mitteln gegen die Privilegien der Geld- und Staatselite, insbesondere die Kapitalisten und Unternehmer der Ostküstenstädte waren ihm ein Dorn im Auge. Zusammen mit dem politischen Apparat des Präsidenten würden sie ein geschlossenes System bilden, das sich selbst genügte und nur den Interessen der großen Kaufleute und Kapitaleigenern diente. Er selbst wollte das System mit Berufung auf das Volk revolutionieren und dem „common man“ seine Stimme zurückgeben.
Der Aufstieg des „Self-made-man“ Jackson
Nein, nicht von Donald Trump ist die Rede, sondern von seinem wenig bekannten Vorläufer Andrew Jackson, der den USA von 1828 bis 1837 als Präsident vorstand und dem tatsächlich gelang, das abgeschlossene elitäre Politsystem Washingtons aus den Angeln zu heben und auf breiter Basis demokratisch zu öffnen.
Jackson selbst sah sich – wie Trump – als Verkörperung des amerikanischen Traums. In seinen politischen Feldzügen gegen das Establishment konnte der schottisch-irische Einwanderersohn auf seine persönliche Leistung als „self-made-man“ verweisen, der sein Schicksal mit 13 Jahren als Waise selbst in die Hand genommen und sich mit Fleiß und Ehrgeiz zu einem Baumwollenplantagenbesitzer (mit Sklaven) in Nashville (Tennesee) hochgearbeitet hatte.
Nationale Bekanntheit erreichte der machtbewusste Ehrgeizling durch seine militärischen Erfolge. Besonders die Verteidigung von New Orleans gegen die Engländer 1815 machte ihn in der breiten Bevölkerung populär. Nach dem nach allgemeiner Einschätzung „schmutzigsten Wahlkampf“ der US-Geschichte wurde Andrew Jackson 1828 im zweiten Anlauf zum Präsidenten gewählt. Dabei war er wesentlich an der Neugründung der Demokratischen Partei beteiligt, die er zu einer straff organisierten im Volk verwurzelten Partei, zu einer ersten „Volkspartei“ machte.
Sieg gegen die Eliten im Namen des Volkes
Gestützt auf einer Koalition aus Kleinbürgern, Arbeitern und Siedlern v. a. im Westen propagierte er eine Politik des „kleinen Mannes“ und gewann gerade auch wegen populärer rassistischer Hetze gegen die Indianer und persönlicher Verunglimpfungen der Staatselite 1828 die Gunst des Volkes. Im Namen des Volkes besetzte Johnson als Präsident die Beamtenstellen konsequent mit Anhängern und zerschlug die amerikanische Zentralbank. Gegenüber den Indianern betrieb er im Sinne der ungebrochenen Westexpansion der Siedler eine Politik der Zwangsumsiedlung.
Jacksonian Democracy und Demokratische Partei
Erst mit US-Präsident Andrew Jackson entwickelte sich die USA richtig in Richtung Parteienherrschaft, die wir heute kennen. Schon um 1830 nahm die Demokratische Partei in fast modernen Wahlkämpfen mit Rhetorik, Polemik, Parteipresse und Volksbelustigung die Form einer Volkspartei an.
Populismus ist also letztlich keine Abart, sondern eine wichtige Wurzel und immanenter Bestandteil der amerikanischen Demokratie fast von Anfang an gewesen.
Was sich in Europa erst am Ende des Ersten Weltkrieges durchsetzte, kennzeichnete das US-System bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts: die Entwicklung zur Massendemokratie – von seinen gebildeten Verächtern wegen ihrer immanenten Tendenz zur Demagogie auch als Ochlokratie, Herrschaft des Pöbels, verschrien. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Auch der Esel als Symbol und „Maskottchen“ der Demokratischen Partei lässt sich auf diese Zeit zurückführen. Die Gegner Jacksons bezeichneten ihn in den Wahlkämpfen gerne als „Esel“, was Jackson offensiv aufnahm. Er verwendete 1828 das störrische Tier selbst als Symbol im Wahlkampf. Die Eselei hat Jahrzehnte später Hillary Clinton wenig geholfen.
Literatur u.a.:
Willi Paul Adams, Die USA vor 1900, München 2000.
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